John Banville: Das Buch der Beweise

Kiepenheuer & Witsch, 1991, 263 S.
(OT The Book of Evidence, 1989)
Aus dem Englischen von Dorle Merkel

Freddy Montgomery, ein gutaussehender Ire in den beten Jahren, ein ehemals vielversprechender junger Wissenschaftler in den USA, ist "ausgestiegen" und lebt mit seiner aufreizend hübschen Frau und seinem Kind auf einer Mittelmeerinsel ein Leben des Müßiggangs und der gepflegten Langeweile. Als er eines Tages eher beiläufig von einem Amerikaner eine Summe Geld leiht, denkt er kaum daran, dies zurückzuzahlen. Von hier aus nun beginnt eine ketee von Ereignissen, in deren Verlauf der Mann in seine Heimat, nach Irland, zurückkehrt und an deren Ende er einen brutalen Mord an einem jungen Mädchen begeht. Die Tat erscheint fast ohne Motiv.

Das Buch der Beweise ist die Beichte dieses Mannes, ein Versuch, sein ihm selbst fremdes Leben zu verstehen und damit die Antwort auf die Frage nach den Motiven seiner Tat zu geben.

Mir erschien das Buch wie ein Bericht - was mich manchmal etwas ermüdete. Aber es hat vielleicht gerade dadurch auch eine gewisse Intensität. Der Ich-Erzähler irrt durch sein Leben, mit dem er scheinbar nicht viel anzufangen wußte. Die Rückkehr zu seinen Wurzeln nach Irland scheinen mir der einzige Weg für ihn zu sein, wieder einen Standpunkt zu finden, nachdem er alles dorthin abgebrochen hatte, im Grunde auch den Kontakt zu seiner Mutter. Aber leider ist es zu spät für ihn.

© Ralf 2006