Remco Campert: Eine Liebe in Paris

Arche 2005, 155 S.
OT Een liefde in Parijs (2004)
Aus dem Niederländischen von Holberg Arche

Ein Absatz aus der ersten Seite, der den Stil des Buches schon erkennen läßt und viel über den Inhalt verrät. Richard Sanders, ein holländischer Schiftsteller, ist zu Besuch in Paris, um ein die Übersetzung seines Buches "Die Kunst des Vergessens" vorzustellen und bei der Gelegenheit einen alten Freund wieder zu treffen. In der Stadt hat er eine Zeit seiner Jugend verbracht, gemeinsam mit eben diesem Freund, der ein berühmter Maler geworden ist. Um sich die Zeit zu vertreiben schlendert er durch die Stadt, dabei dann eben die obige zufällige Begegnung - an die Frau, Sacha, kann er sich allerdings überhaupt nicht mehr erinnern.

Er beginnt in seinen Erinnerungen zu suchen, und so wird in vielen Rückblenden seine Jugendzeit in Paris wieder lebendig, seine Beziehung zu seinem Vater, sein gesamter Werdegang. Er stellt fest, daß es die schönste Zeit seines Lebens war, eine glückliche Zeit. Vergangenheit und Gegenwart werden mühelos miteinander verknüpft, was waren die Träume und Sehnsüchte, was ist daraus geworden, wie ist sein bester Freund damit umgegangen, wer ist Sacha, eine der Frauen seiner Jugendzeit?

Es ist ein mit leichter Spache geschriebenes Bändchen, man folgt gerne der Geschichte und lernt die Figuren kennen. Die Idee und Charaktere haben mir sehr gut gefallen, allerdings hätte ich mir ein paar Seiten mehr gewünscht, etwas mehr Tiefe und ausführlichere Darstellungen. Trotzdem aber hatte ich Freude mit dem Buch...

03.01.2006



Da kam sie vorbei, eine gut gekleidete, elegante Frau, wie man sie in Paris öfter sah als bei ihm zu Hause in Amsterdam. Er musterte sie flüchtig. Ende Vierzig, vielleicht Fünfzig, schätzte er automatisch, auf jeden Fall jünger als er. Kurzes schwarzes Haar, ein schönes, blasses Gesicht mit einem kleinen, verlockenden Mund. Im Vorbeigehen blickte auch sie ihn kurz an. Auf ihrem Gesicht erschien ein ungläubiges Lächeln, sie blieb stehen und sagte: "Rik?"

© Ralf 2006