Raymond Kennedy: Am Rand der Welt

Klett-Cotta, 2006, 91 S.
(OT A Private Station, 2005)
Aus dem Amerikanischen von Hans-Ulrich Möhring

Die Begegnung zweier Männer in den verschneiten Wäldern Nordamerikas. Eine bewegende Erzählung...

Eine abgelegene Hütte in den verschneiten Wäldern Nordamerikas, am Rand der Welt. Der alte Jack hat sich hierher zurückgezogen, mit seinem Hund. Ein Ofen, eine Pfeife, ein abgegriffenes Magazin mit seiner Lieblingsgeschichte - das ist das Inventar von Jacks Existenz.

Bis er eines Nachts einen nackten, blutig geprügelten Mann vor seiner Tür findet. Dick, der bald wieder auf die Beine kommt, erweist sich als wenig angenehmer Zeitgenosse: ein Großmaul, befehlsgewohnt - und faszinierend. Ein karges Gespräch entwickelt sich, ein Machtspiel, eine Probe auf die Existenz, der wir mit angehaltenem Atem folgen. Es geht um Frauen, um Freunde, um einen möglichen Job für Jack, um das Scheitern. Dick will zurück in die Stadt, widerstrebend willigt der Alte ein, ihm den Weg zu zeigen. Sie brechen auf - es wird ein Aufbruch ins Ungewisse, ein Marsch in die Erschöpfung. Fast scheint es, als sei Jack seinem Todesengel begegnet.

Ich las das Buch und die Sympathien waren sehr schnell verteilt: Dick erscheint arrogant, undankbar und man fragt sich, warum ihn der alte Mann nicht rauswirft. Zunehmend möchte man wissen, wie die Geschichte wohl ausgeht und was hinter der Begegnung der beiden Männer steckt. Ein Blick in die Vergangenheit wird nicht gewährt, weder wer Dick ist, was ihm geschehen ist, noch auf den alten Mann, warum er sich wohl so in die Einsamkeit zurückgezogen hat. Auf jeden Fall stehen sich zwei Gegensätze gegenüber und alles verschiebt sich am Ende, was ist real, was Traum, seine Berechtigung hat der Tatmensch, aber auch derjenige, der zögert...

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August 2007

© Ralf 2007