Stieg Larsson: Verdammnis

Heyne 2007, 751 S.
(OT Flickan som lekte med elden, 2006)
Aus dem Schwedischen von Wiebke Kuhn

Die drei Bände:
»Verblendung« war der erste Teil der Trilogie. Danach folgt nun »Verdammnis« und als Abschluß dann »Vergebung«. Der erste Band ist in sich abgeschlossen, die Figuren werden eingeführt, insbesondere Mikael Blomkvist und Lisbeth Salander. Dagegen mußte ich nach Band zwei sofort den Dritten lesen, da dieser direkt einsetzt, wo der Zweite endete - ich wollte schon wissen, wie es aus- und weiter geht. Die Schwerpunktthemen sind jedes Mal etwas unterschiedlich. Im Zentrum des ersten Bandes steht eine Wirtschaftsgeschichte und ein grausames Familiengeheimnis, beim zweiten Band geht es scheinbar um Mädchenhandel und Prostitution, tatsächlich jedoch eher um Lisbeth, die Umstände ihrer unglaublichen Biographie und einige Morde. Der abschließende Band der Trilogie klärt dann die Hintergründe restlos auf. Dabei spielt der schwedische Geheimdienst nun die zentrale Rolle, polizeiliche Ermittlungen und natürlich wieder die journalistischen Ermittlungen rund um die Zeitschrift Milleninum und Mikael Blomkvist.
Ich bin sonst kein Krimileser, aber diese Trilogie muß ich einfach empfehlen, jeder Band ist ungewöhnlich spannend, jedesmal ein pageturner. Außerdem müssen dem Leser die Hauptfiguren einfach ans Herz wachsen. Mikael Blomkvist, Journalist, der sich bei jedem Projekt in seine Story verbeißt und auch ungewöhnliche Wege nicht scheut und Lisbeth Salander mit messerscharfem Verstand, Computergenie mit autistischen Zügen, die zwar in ihrem sozialen Verhalten nicht gerade partyfähig ist, aber ihre eigene Moral hat und es trotz ihrer zierlichen Figur mit den härtesten Männern aufnimmt. Die Sympathie für die Figuren trägt weit über alle Bände, außerdem große Spannung mit vielen Handlungsfäden, die am Ende immer wieder zusammengeführt werden.

Doch nun zum zweiten Teil der Trilogie, Verdammnis, der zwei Jahre nach dem Ersten einsetzt. Lisbeth ist im Ausland, hat jeglichen Kontakt zu Mikael Blomkvist abgebrochen. und tritt leider erst relativ spät in Aktion. Blomkvist jedoch arbeitet an einem neuen Themenheft. Dag Svensson bietet ihm bzw. der Zeitschrift Millennium Material an zum Thema Mädchenhandel und Prostitution, seine Frau Mia Bergmann promoviert über dieses Thema, brisantes Material für die Zeitschrift. Es soll auch ein Buch daraus werden, in dem Namen genannt werden von hohen Beamten und Personen aus der schwedischen Gesellschaft, die direkt in die Verbrechen verwickelt sind.

Als sich Lisbeth Salander mit den Recherchen beschäftigt stellt sie fest, daß ihr ehemaliger Betreuer Nils Bjurman auf irgendeine Art darin involviert ist. Bjurman ist ihr rechtlicher Betreuer, da sie selbst vom Gericht als geschäftsunfähig erklärt wurde, dieser nutzt jedoch das Abhänigkeitsverhältnis, um sie auf brutalste Art zu vergewaltigen, fast umzubringen. Lisbeth weiß sich jedoch zu rächen und Bjurman zu kontrollieren, das war Thema des ersten Bandes. Bjurman wird aber selbst aktiv, während Lisbeth im Ausland ist, konkretes werde ich hier natürlich nicht verraten.

Wer den ersten Band gelesen hat, kennt die handelnden Figuren und weiß, daß sich alles zuspitzen wird. Nach dem ersten Drittel werden sowohl Dag Svensson und seine Freundin Mia Bergmann als auch Nil Bjurman erschossen aufgefunden, auf der Tatwaffe Lisbeths Fingerabdrücke, alles deutet zweifellos auf sie hin, die Medien haben ein Opfer gefunden. Natürlich kann Blomkvist nicht an an ihre Schuld glauben und beginnt zu recherchieren. Welche Verbindung gibt es zwischen Bjurman, Svensson und Bergmann und Lisbeth Salander? Als Bindeglied scheint ein Mann namens Zala zu fungieren - wer ist das? Lange Zeit weiß nur Lisbeth darüber Bescheid, die ganz allein auf die Suche geht und, wie es ihre Art ist, die Sache für sich klären will, dabei immer auf der Flucht vor der Polizei, in der Öffentlichkeit die gewalttätige Psychopathin.

Die Lösung liegt in der Vergangenheit von Lisbeth Salander begründet. Blomkvist deckt schier unfaßbare Zusammenhänge auf. In diesem Band lernt man also viel von Lisbeths Biographie kennen und wie sie zum Opfer wurde. Und am Ende kommt es dann zum Showdown, sowohl Lisbeth als auch ihre Gegner kennen keine Milde.

Es gibt bestimmt einige Leser, die die Entwicklung und das Ende dann als überspitzt finden werden. Larsson trägt kräftig auf, aber was solls, ich konnte und wollte nicht mehr aufhören zu lesen. Schade, daß Lisbeth erst im Ausland ist und relativ spät eine Rolle spielt. Daß sie meine Lieblingsfigur geworden ist merke ich u.a. daran, daß ich über sie als Lisbeth, also mit ihrem Vornamen schreibe, während ich bei Blomkvist lieber den Namen benutze. Wer das Buch zu Ende gelesen hat, wird wissen wollen wie es weiter geht, denn nur der erste Band war in sich abgeschlossen. Der dritte Band der Trilogie setzt dann genau an diesem Ende ein, ich möchte hier schon sagen, daß die Spannung auch dort gehalten wird, rasant und komplex findet alles zu einem Ende...

Viel Spaß beim Lesen.

© Ralf 2008