Colin McAdam: Ein großes Ding

Wagenbach 2004, 376 S.
OT Some Great Thing (2004)
Aus dem Englischen von Eike Schönfeld

Zwei Männer, eine Story: Jerry McGuinty hat mit seiner Hände Arbeit und viel Fleiß eine riesige Baufirma aufgebaut. Im größten Teil des Buches werden sowohl die Aufbauphase als auch sein familiäres Leben geschildert. Auf der anderen Seite dann Simon Struthers, der ein Regierungsbeamter ist und statt durch Kreativität, eher durch Geltungssucht wirkt.

Die Dialoge sind tatsächlich nicht gerade erbauend. Nachdem man Jerry immer mehr kennenlernt und er dann auch noch irgendwann seinen Sohn für sich entdeckt, interessierte es mich aber immer mehr, wie es denn nun aus geht. In seiner Männerwelt rund ums Bauen und auf Baustellen ist Jerry leider auch der einzige, von dem man einiges erfährt. Diese Passagen habe ich im Grunde gerne gelesen.

Anders Simon, ein Typ, der mir rundum auf die Nerven ging. Man kommt aber auch nicht an ihn ran, keine Ahnung, was in ihm vor ging außer eben seinen Frauengeschichten. Und es gab tatsächlich keine persönlichen Berührungspunkte zwischen den beiden, wenn man von Bauanträgen absieht oder über Dritte.

Daß Simon irgendwann an Jerrys Haustür steht, ist denke ich einfach ein Zufall: knapp 20 Seiten weiter (S.134) beschließt Simon zur Prüfung unter Anwohnern einer neuen Siedlung eine Umfrage zu starten und kommt damit in viele Haushalte, eben auch Jerrys (daß er speziell auf ihn neugierig war, wird nicht gesagt). Ich denke er macht das eher deshalb, um in das Umfeld seines Widersachers? Leonard zu kommen, bzw. ja eigentlich an dessen Frau. Die Hausbesuche sind also Zufall und einige Seiten weiter dann bekommt er ja auch die konkrete Adresse raus...

Der Einstieg hat mir nicht so viel Freude gemacht, es hat sich aber mit den Jerry-Passagen immer mehr gebessert. "Große Dialoge, man wird häufig zum Lachen gebracht" schrieb die Kritik, ging mir allerdings nicht ganz so.

Trotzdem: mit einigen Tage Abstand fand es gar nicht so schlecht.

10.10.2004

© Ralf 2006