Diogenes 2007, 208 S.
(OT On Chesil Beach, 2007)
Aus dem Englischen von Bernhard Robben
Das Schlimmste am Heiraten ist die Hochzeitsnacht. Zumindest für Edward und Florence, 1962 im prüden England. Begierde und Befangenheit, Anziehung und Angst sind miteinander im Widerstreit in der Hochzeitssuite mit Blick aufs Meer. Die Nacht verändert das Schicksal der Liebenden für immer.
Juli 1962. Edward und Florence sitzen, frisch verheiratet, in ihrer Flitterwochensuite am Strand von Chesil Beach und essen zu Abend. Beide können nicht verbergen, wie nervös sie der Gedanke an die nahende Hochzeitsnacht macht. Noch ist nicht die Epoche, in der man offen über Sex spricht...
Jene Nacht aber wird das Leben der Liebenden verändern, wird sie einander so nah bringen und so fremd werden lassen, wie sie sich das nie vorgestellt hatten.
Ich finde, McEwan ist es nachvollziehbar gelungen, die Sprachlosigkeit zwischen den beiden Liebenden zu beschreiben, wenn es um Tabus geht, im besonderen um Sexualität und Begehren im England Anfang der 60er Jahre. Statt auszusprechen, was man fühlt und wünscht, können sich weder Edward noch Florence artikulieren. Unsicherheit und Ängste bleiben dadurch nicht nur bestehen, Schweigen darüber erzeugt zusätzliche Mißverständnisse und neue Enttäuschungen.
Im Grunde war mir das Buch zu kurz, es ist fast kein Roman mehr, sondern eine kurze psychologische Studie. Aber es hat geschafft, mir die Prüderie jener Zeit nahe zu bringen, die Unfähigkeit, über Sexualität zu sprechen, selbst dem mir nächststehenden Menschen die eigenen Gedanken und Gefühle darüber zu verscheigen, auch wenn das schlimme, schmerzliche Folgen hat. Es gelingt McEwan, daß er Leser ein Gefühl zum Thema jener Zeit entwickelt, das allein lohnt das Buch schon.
August 2007