Tobias Wolff: Old School (dt. Alte Schule)

Vinatge TB 2003, 196 S.

Alte Schule bzw. Old School berichtet von einem 17jährigen in einer Eliteschule der USA in den 60er Jahren. Der Ich-Erzähler fühlt sich dort wohl, angeregt und natürlich liebt er die Literatur und sein größter Wunsch ist Schriftsteller zu werden. Es ist dort Tradition, daß große Schriftsteller eingeladen werden und unter den Schülern ein literarischer Wettbewerb stattfindet: der Beste darf ihn persönlich kennenlernen...

Die Besuche einiger Schriftsteller werden beschrieben, die Stimmung an der Schule und vor allem das Schulleben Schüler. Nun, Hemingway soll eingeladen werden und man kann sehr gut spüren, wie die Spannung steigt, aber auch die Nervosität. Jeder will der Beste sein, in dem Internat klappern bis in die Nacht die Schreibmaschinen...

Für den Erzähler die große Chance, seinem Ideal näher zu kommen und vielleicht der Beginn einer Schriftstellerkarriere. Der Abgabetermin rückt näher, aber was soll er schreiben. Er blättert seine bisherigen Gedichte durch (die natürlich schülertypisch sind) und die er oft abgebrochen hat - darunter notiert "Fragment": "The beauty of a fragment is that it still supports the hope of brilliant completeness..." und er denkt darüber nach, ob er sie nicht zusammenfügen soll à la "The Waste Land", na ja, natürlich verwirft er es wieder.

Er möchte was neues schreiben, etwas das zu Hemingway paßt, doch die Tage verstreichen und er macht sich seine Gedanken ohne den Anfang zu finden. Soviel in der ersten Hälfte des Buches.

Am Abend vor dem Abgabetermin hat er immer noch nichts geschrieben, es ist ja noch Zeit, wenn erst alles im Kopf fertig ist. So liest er sich alte Beiträge einer Schülerzeitung durch und stößt auf eine Geschichte, die ihn elektrisiert. So müßte es sein, das ist "meine" Geschichte: er findet sich wieder und denkt sich wie es sich wohl anfühlt, einfach mal die Sätze in die Maschine zu hacken...

Er glänzt durch literarischen Eifer: am frühen Morgen ist er dann fertig und er macht am Ende doch tatsächlich das Rennen, aber...

Mehr sei nun nicht verraten, die zweite Hälfte bringt nun natürlich einiges an Erschütterung, die hohen, ehrenhaften Werte und Prinzipien der Schule wirken sich aus. Für den Ich-Erzähler, klar, in seiner Wirkung für die nächsten Lebensjahrzehnte. Aber der Schluß birgt noch Überraschungen (obwohl ich nicht ganz überzeugt war), denn diese Werte gelten natürlich auch für die Lehrer, und da wird am Ende noch einiges erzählt...

Ein Buch, das zwischen dem "Club der toten Dichter" und dem "Fänger im Roggen" steht. Und ein Entwicklungsroman, ein Buch über das Schreiben, über Literatur und was sie für den einzelnen bedeuten kann.


© Ralf 2006